Sehr geehrter Herr Professor!
Ihr Werk „Wie nichts Neues entsteht“ hat in mir viele Erinnerungen geweckt, da mein Mann Helmut Frisch (1936-2006) schon bei Zagoroff-Kozlik hauptberuflich am IHS als Assistent tätig war und ich durch ihn viele der von Ihnen genannten Personen kennengelernt habe: z. B. Kozlik, dessen demonstrative, krawattenlose Präsenz selbst bei honorigsten Veranstaltungen damals eine ungeheure
Provokation darstellte; Freda Pawloff, deren Gatte Atomphysiker war. Die Scheidung von ihm könnte eine gewisse Rolle bei ihrer späteren Atomkraft-Gegnerschaft gespielt haben. Wir waren einmal zur gleichen Zeit auf Schloss Eichbühel bei Wr. Neustadt eigeladen, das damals von Ernst Florian Winter und seiner Gattin, die eine Tochter der Trapp Familie war, bewohnt wurde. Das Zimmer, in dem wir dort übernachteten, wurde mit gutem Grund Renner Zimmer genannt. Auch den Computer in der Stumpergasse durfte ich einmal besichtigen. Er war in einem eigenen klimatisierten Raum untergebracht und Herr Stöckele hat ihn bedient. Der eigentliche Chef des Ganzen war aber Herr Auner, der Hausmeister; vor ihm hatten alle Respekt.
Oskar Morgenstern hat meinem Mann ein Jahresstipendium der Fordstiftung vermittelt, das wir 1968/1969 absolvierten. In Princeton waren wir einige Male bei ihm und seiner Gattin Dorothy zu Gast in seinem schönen Haus. Damals lebte Gödel noch in Princeton, den wir aber nicht zu Gesicht bekamen. Martin Shubik, ein Freund meines Mannes, erzählte ihm die köstlich Anekdote über das Staatsbürgerschafts Interview Gödels durch einen biederen Beamten in Trenton NJ, bei dem Einstein und Morgenstern als Zeugen anwesend waren. Als Gödel gefragt wurde, ob er glaube, dass auch unter der US Verfassung ein Naziregime entstehen könnte, dachte Gödel lange nach, da er die Frage offenbar wissenschaftlich korrekt beantworten wollte. Einstein gab ihm schließlich einen diskreten Tritt ins Schienbein und zischte ihm zu: Sag schon nein!
Sie beschreiben in Ihrer Analyse, dass alle Entscheidungen auf österreichischer Seite dem Ziel, das fragile Proporzgleichgewicht nicht zu verletzen, untergeordnet und daher nur schwer zu erlangen waren. Auf amerikanischer Seite wurde meiner Meinung nach auch nicht nur sachlich entschieden, da alles den Zielen des kalten Krieges dienen musste.
Auch der Fall Brandweiner, über den Sie geschrieben haben, war für mich sehr interessant, da ich im Rahmen meines Jusstudiums in Graz Vorlesungen über Kirchen- und Völkerrecht bei ihm gehört habe. Er und Prof. Dobretsberger waren damals komplette Außenseiter an der juridischen Fakultät.
Mein Mann, der ebenfalls in Graz studiert hat, wurde von Dobretsberger sehr gefördert und hat, von ihm beeinflusst, eine Dissertation über Schumpeter geschrieben.
Mit besten Grüßen Gertraud Frisch
Sehr geehrter Herr Professor!
Ihr Werk „Wie nichts Neues entsteht“ hat in mir viele Erinnerungen geweckt, da mein Mann Helmut Frisch (1936-2006) schon bei Zagoroff-Kozlik hauptberuflich am IHS als Assistent tätig war und ich durch ihn viele der von Ihnen genannten Personen kennengelernt habe: z. B. Kozlik, dessen demonstrative, krawattenlose Präsenz selbst bei honorigsten Veranstaltungen damals eine ungeheure
Provokation darstellte; Freda Pawloff, deren Gatte Atomphysiker war. Die Scheidung von ihm könnte eine gewisse Rolle bei ihrer späteren Atomkraft-Gegnerschaft gespielt haben. Wir waren einmal zur gleichen Zeit auf Schloss Eichbühel bei Wr. Neustadt eigeladen, das damals von Ernst Florian Winter und seiner Gattin, die eine Tochter der Trapp Familie war, bewohnt wurde. Das Zimmer, in dem wir dort übernachteten, wurde mit gutem Grund Renner Zimmer genannt. Auch den Computer in der Stumpergasse durfte ich einmal besichtigen. Er war in einem eigenen klimatisierten Raum untergebracht und Herr Stöckele hat ihn bedient. Der eigentliche Chef des Ganzen war aber Herr Auner, der Hausmeister; vor ihm hatten alle Respekt.
Oskar Morgenstern hat meinem Mann ein Jahresstipendium der Fordstiftung vermittelt, das wir 1968/1969 absolvierten. In Princeton waren wir einige Male bei ihm und seiner Gattin Dorothy zu Gast in seinem schönen Haus. Damals lebte Gödel noch in Princeton, den wir aber nicht zu Gesicht bekamen. Martin Shubik, ein Freund meines Mannes, erzählte ihm die köstlich Anekdote über das Staatsbürgerschafts Interview Gödels durch einen biederen Beamten in Trenton NJ, bei dem Einstein und Morgenstern als Zeugen anwesend waren. Als Gödel gefragt wurde, ob er glaube, dass auch unter der US Verfassung ein Naziregime entstehen könnte, dachte Gödel lange nach, da er die Frage offenbar wissenschaftlich korrekt beantworten wollte. Einstein gab ihm schließlich einen diskreten Tritt ins Schienbein und zischte ihm zu: Sag schon nein!
Sie beschreiben in Ihrer Analyse, dass alle Entscheidungen auf österreichischer Seite dem Ziel, das fragile Proporzgleichgewicht nicht zu verletzen, untergeordnet und daher nur schwer zu erlangen waren. Auf amerikanischer Seite wurde meiner Meinung nach auch nicht nur sachlich entschieden, da alles den Zielen des kalten Krieges dienen musste.
Auch der Fall Brandweiner, über den Sie geschrieben haben, war für mich sehr interessant, da ich im Rahmen meines Jusstudiums in Graz Vorlesungen über Kirchen- und Völkerrecht bei ihm gehört habe. Er und Prof. Dobretsberger waren damals komplette Außenseiter an der juridischen Fakultät.
Mein Mann, der ebenfalls in Graz studiert hat, wurde von Dobretsberger sehr gefördert und hat, von ihm beeinflusst, eine Dissertation über Schumpeter geschrieben.
Mit besten Grüßen Gertraud Frisch